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DAV Akademische Sektion München Archiv Mitteilungen
DAV Akademische Sektion München
Artikel aus den ASM-Mitteilungen
Deutsche Sprache - schwere Sprache...
In die Pala mit Jana und Anton
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Ein Tief nach dem anderen jagte im letzten Sommer durch die Dolomiten
und vermasselte uns gründlich unsere lang geplante Klettersteigtour
in der Pala, auf die sich Anton, Jana und ich schon so gefreut hatten.
Schweren Herzens verschoben wir sie dann auf das Millenium-Jahr 2000, auch
in der stillen Hoffnung, daß dann die ASM-Beteiligung vielleicht
doch noch etwas zahlreicher ausfallen würde. Und Glück muß
der Mensch haben, heuer war beim Wetter alles paletti.
Weil Anton auch mit weniger geübten ASM´lern rechnete, wollte
er sogar ein ganzes weekend für einen Klettersteig-learning by doing-Kurs
opfern, damit sich niemand fürchten müsse. Der run war dann aber
ähnlich rege wie im letzten Jahr und Toni konnte sich beruhigt seiner
jungen Familie widmen. Wie im Vorjahr blieben also wieder Jana Vedral,
Anton Thoma und ich übrig, was aber der Begeisterung für unseren
forget-the-buisiness-trip keinen Abbruch tat und so fuhren wir am Freitag
Mittag los.
Weil ich schon öfter im August in verträumten Dolomitendörfern
unangemeldet stundenlang ein Quartier gesucht und oft nicht einmal für
viel Geld eines gefunden habe - und mit dem Wunsch "ein Bett for one night"
selbst bei wohlgesonnenen Einheimischen meist auf völliges Unverständnis
gestoßen bin, packte ich sicherheitshalber Zelt, Luftmatratzen und
Schlafsäcke ins Auto. Um 19.30 Uhr waren wir nach schöner Fahrt
und bei bestem Wetter in Pale di San Martino. Wie erwartet, war es dort
ziemlich crowdy und alle Betten belegt. Was tatsächlich noch frei
war, war dann unglaublich heavy.
Ich erinnerte Jana und Anton an mein “survival equipment für idyllische
Touristenburgen", was die Stimmung schlagartig hob und wir begannen schon
nach einer versteckten Wiese gleich neben der driving range Ausschau zu
halten. Dann plötzlich ein Schild: “Camping Platz" und der war auch
noch ganz zentral und idyllisch gelegen, dazu sehr billig und mit herrlichem
sightseeing auf unsere Pala und einem Italienerrestaurant wie aus dem Kochbuch,
wo wir es uns fürs Erste sehr gut gehen ließen.
Am nächsten Morgen wieder herrliches outdoor-Wetter, wir eilen
zur ersten Seilbahn, aber kurz vor der Abfahrt fällt dem Anton ein,
daß er noch keine Lire, aber wenigstens Papiere hat. Also zurück
ins Gewühl der Busse, Taxis und Touristen und nach mehreren Staus
und stop and go dann endlich ein Geldautomat, wo sich Anton reichlich
eindeckt.
Nach dem big lift zum Rif. Rosetta genehmigen wir uns dort einen Kaffee
im selfservice mountain shop. Keiner von uns hat es besonders eilig. Relaxen,
bloß kein Bergstress ist das Motto. Dann machen wir uns auf den Weg
702 westliche Variante, in Richtung Rif. Pradidali und genießen die
herrlichen rockys und die pralle Sonne.
Am Paso di Ball, kurz vor der Hütte, steht ein Schild “Klettersteig
zur Cima di Ball u. Cima Val di Rosa”. Wir schauen uns an, es ist erst
Mittag, der Rotwein muß halt noch warten, wir fackeln nicht lange
und das climbing geht los. Alles no problem, beste Sicherungen, ein leichter,
luftiger und schöner Steig, das ideale warm up. Oben auf dem Top der
Cima Rosa wollen wir erstmal den Ausblick genießen, ganz weit unten
liegt unser Camping Platz, da kommt auch schon der erste Donner. Der tägliche
Augustblizzard ist also schon im Anzug. Wir steigen schnell ab, laufen
zur Hütte und kommen gerade noch rechtzeitig vor dem großen
Regen an.
Die Wirtsleute sind so nett, wie man es von Italien her gewohnt ist,
die all in one sleeping launch ist auch ok, den Wein muß man ja sowieso
nicht loben. Wir sind happy. Am Abend planen wir den nächsten Tag
und Anton sucht für uns den Klettersteig Velo Pradidali aus.
Wieder herrlichstes Wetter und nach dem ausgiebigen Frühstück
steigen wir von der Hütte zuerst hinunter in einen wilden canyon,
wo kaum ein Weg zu sehen ist. Ob wir hier wohl richtig sind? Sonderbar,
daß außer uns kein Mensch zu sehen ist, wo doch viele uns vor
dem Anstehen am Einstieg und auf den Leitern gewarnt haben. Langsam fragen
wir uns, wo hier in dieser Schlucht der Klettersteig sein soll, denn vorerst
geht es nur down statt up. Beinahe hätten wir dann den step in verpaßt,
gerade noch rechtzeitig sehen wir die erste Leiter.
Es geht sofort senkrecht eine Wand hoch, aber auch hier ist alles most
security. Der wirklich schöne und luftige Klettersteig endet nach
einiger Zeit überraschend in einer immer steiler werdenden, bröseligen
Schlucht mit tiefen Wasserrinnen. Von Weg oder Markierung keine Spur. Jeder
sucht sich seinen Weg und tritt natürlich laufend Schotterlawinen
los. Nichts als Schutt und Brösel. Gottseidank ist niemand vor und
unter uns und endlich kommen wir oben in die Scharte. Von dort ist es nicht
weit, nur ein paar easy Seile zum Rif. Velo hinunter, wo es wieder zum
relaxen Bier und Brotzeit in der Sonne gibt. Weil das Wetter gut bleibt,
beschließen wir, über die Cima Stanga und Weg 716 zurück
zur Pradidali zu trekken.
Auf dem Gipfel der Stanga 2.550 Mt. sind wir in einer halben Stunde
und dann sehen wir den dünnen, bröseligen Weg, der am steilen
gestuften Abhang hinunter ins Val Pradidali auf 1.600 Mt. führt, eine
richtige challenge, all included. Wer da ausrutscht, is away today, denke
ich. Gegen diese Art Wege sind die ganzen Klettersteige peanuts, da waren
wir uns einig. Immerhin waren an den ärgsten Stellen Seile. Endlich
sind wir unten, aber jetzt müssen wir wieder hinauf zur Hütte
auf 2.278 Meter. Scharenweise kommen uns freundlich lachend Italiener entgegen,
denen man den feuchten fun auf der Hütte schon von weitem anmerkt.
Unser Hüttenevent wurde dann auch nicht weniger feucht und cool.
Am Montag gehen wir auf dem Weg 708 zur Rosetta und genehmigen uns dort
eine Pause. Schwarze Wolken brauen sich immer mehr zusammen. Ich plädiere
für einen break, Jana und Anton sind aber nicht zu halten: go west
to Mulaz ist ihre Devise. Ich prophezeihe heftige Nässe nach spätestens
einer Stunde, aber wie die Profi- Meteorologen irre auch ich mich, die
Nässe kommt schon nach einer halben Stunde. Jana findet einen großen
überhängenden Felsen, der uns allen Trockenheit beschert. Einige
nasse Trekker flüchten sich auch zu uns, die meisten gehen aber tapfer
weiter. Nachdem der worst case vorbei ist, marschieren wir Richtung Rif.
Mulaz auf Weg 703, noch 4 Stunden wie einige Entgegenkommende sächseln.
Tatsächlich geht es stundenlang einen steilen Abhang entlang in
das Val Grande hinauf, das oben in einem tollen Schuttkessel mit herrlichen
Wänden endet. Wir angeln uns ein paar Seile hoch zum Paso Mulaz, überall
wilde hohe Zacken von der schon wieder scheinenden Sonne bestrahlt. Wir
genießen das und steigen dann den kleinen Klettersteig zur Scharte
hoch über der Mulaz ab.
Nach einem wohlschmeckenden sundowner abends auf der most wonderful
Hütte erzählen uns freundliche Leute beim Talk, daß bei
dem nachmittäglichen Gewitter ein Blitz in das iron Gipfelkreuz des
Hüttenmugels geflashed ist und weil er dort nichts Verwertbares gefunden
hat, sich durch eine Wasserrinne abwärts bis in den Fuß einer
Frau geschlängelt hat. Das war also der Heli von heute Nachmittag!
Montag wollen wir im finish über einen last trip Klettersteig ins
Tal absteigen, aber der entpuppt sich als ein nur gesicherter full risk
way, weil steinschlaggefährdet. Nach dem Motto "no Stress und alles
easy" und weil das Wetter wirklich megageil ist, besteigen wir statt dessen
den Monte Mulaz, 2.906 Mt. und sehen im klarsten Sonnenlicht die fully
mountain chain, im Norden Rosengarten, Sella, Langkofel, Zinnen usw.
Wir bleiben lang. Dann Abstieg ins Campigole de la Vezzana und nochmals
1 Stunde hinauf zum Baita Segantini und dann Abstieg zum Paso di Rolle.
Late in evening gabs dann in Kirchbichl Schweinsbraten und ein dickes thanks
an Toni, der die ganze Sache gemanaged hat.
Herbert
06-Dez-2000, geändert 17-Mar-2008 HW
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