Weite Wege im Südosten der Tauern 19.-21.7.19
Angeregt durch das Schwerpunktthema des diesjährigen AV-Jahrbuchs startete im Juli ein zweiter Versuch an der „Tauernkönigin“ in Kärnten, der Hochalmspitze. Letztes Jahr sind wir aus dem Maltatal über die Gießener Hütte gekommen und mussten am Beginn des Klettersteigs am Detmolder Grat umdrehen. Nebel und Sturm, eine dünne Eisglasur und viel Anraum waren einfach zu ungünstig für diese hochalpine Tour. Der Klettersteig ist mit C bewertet, dazu kommen einige Stellen im II. Grad und gut 40° steiles Eis mit Spalten. Dieses Jahr hat das Wetter gepasst und so konnten wir eine spannende Rundtour durchführen.
Ausgangspunkt war dieses Mal das Bergsteigerdorf Mallnitz am Südportal der Tauernschleuse. Wegen angesagter Gewitter verkürzten wir den Zustieg mit der Seilbahn bis oberhalb vom Hannoverhaus und konnten so den landschaftlich großartigen Goslarer Weg über einige Altschneefelder bis zur Celler Hütte (2237 m) genießen. Diese wunderschön gelegene Selbstversorgerhütte der Sektion Celle ist perfekt ausgestattet und erinnert stark an unsere Leixlhütte. Während für die ganze Saison im Hüttenbuch erst gut 15 Übernachtungen verzeichnet waren, durften wir uns die Hütte mit einer anderen Gruppe teilen und waren zu neunt. Pech gehabt, wenigstens gibt es 10 Lager…
Mit dem ersten Tageslicht ging es am nächsten Morgen nochmal eine gute Stunde in ständigem Auf und Ab und an sehr vielen Alpensalamandern vorbei bis in den hintersten Winkel des Seebachtals. Leider mussten zwei von uns dort mit Kreislaufproblemen umdrehen. So stiegen wir zu dritt über Moränen und Gletscherreste weiter steil auf. Der abschließende Klettersteig in die Lassacher Winklscharte war gezeichnet vom Steinschlag, so dass an mehreren Stellen das relativ neue Drahtseil durchtrennt war – eine bröselige Kletterei garniert mit Nordwandambiente. Der Zustieg hierher von der Gießener Hütte ist deutlich einfacher, kürzer und entspannter, aber auch langweiliger.
Der weitere Weg führt über die sonnige Südseite im Blockgelände bis in die Obere Winkelscharte auf 3150 m. Dort setzt nach wenigen Metern auf dem Trippkees der gut gepflegte Klettersteig an und führt „in anregender Kraxelei“ über den Detmolder Grat durchaus anspruchsvoll bis auf den Gipfel der Hochalmspitze (3360 m), den wir gerade rechtzeitig zur Mittagspause kurz nach 11 Uhr erreichten.
Für den Abstieg hatten wir uns den weiten Weg zur Osnabrücker Hütte (2022 m) ausgesucht: Zuerst Blockkletterei am Ostgrat, dann Querung des Hochalmkees bis zur Preimlscharte, weiter über einen steilen Klettersteig auf das Großelendkees und runter ins hinterste Maltatal zur Hütte. Wie schon zu erahnen ist, kommt hier keine Langeweile auf: Abklettern, Gletscherseilschaft mit Steigeisen, Sichern mit Klettersteigset, wieder Gletscher, dann Felsblöcke und Moränen mit Schneefeldern und schließlich Wanderweg durchs Almgelände. Da schmeckt das Weißbier auf der Hütte nach gut 10 Stunden auf Tour umso besser.
Wir waren dennoch froh, am nächsten Morgen um 6.30 Uhr die Hütte wieder verlassen zu können. Voll bis zum letzten Platz im Lager, dazu in der Gaststube eine laute Après-Ski-Party bis spät in die Nacht sind keine gute Kombination. Vorbei am Fallbachfall und den beiden Schwarzhornseen ging es in die Zwischenelendscharte und über das fast spaltenfreie Kleinelendkees weiter Richtung Ankogel (3250 m). Der Schlussanstieg über den Nordgrat bot eine zwar leichte, aber ausgesetzte Kletterei in lockerem Fels über mehrere Seillängen.
Die Gipfelrast wurde leider durch eine aufziehende Front verkürzt. Über den Normalweg traten wir bei erstaunlich viel Gegenverkehr die Flucht nach unten an. Auf ca. 2800 m hat uns dennoch ein Gewitter voll erwischt und die letzte Stunde bis zur Bergstation der Ankogelbahn so richtig nass gemacht. Das hat die Freude über die schönen Erlebnisse aber nur kurz beeinträchtigt. Insgesamt war es eine sehr empfehlenswerte und abwechslungsreiche Runde für Hochtourenfreunde mit ausreichender Kondition.
Thomas Peters