Der lange Weg zum astfreien Baum
Wie geplant sollte die diesjährige Holzaktion auf der Berni Anfang Oktober stattfinden. So bin ich dann Freitag Nachmittag mit der Bahn hinauf aufs Kreuzeck und bei zunehmendem Schneegestöber zur Hütte gelaufen. Zur Hilfe eilten mir noch in der Dunkelheit Tini aus dem Frankenwald und Ingo aus Jena – zu Fuß aus dem Tal. Eine zauberhafte Winterlandschaft erwartete uns am nächsten Morgen. Aber es waren nur wenige Zentimeter und schon bald wäre die kurze Hose angesagt gewesen – hätte ich eine dabei gehabt. Der Schnee war schnell flüssig und im Tal und wir konnten mit Unterstützung von Gerhard, der am Samstag noch herauf kam zwei Stämme Altholz, das schon vor langer Zeit entrindet und entastet wurden scheibchenweise zur Hütte befördern und frisch gehackt aufstapeln. Das war auch dringend nötig, denn nach der guten Belegung war absolut Ebbe im Schuppen.
Einige astdurchsetzte Stücke warten auf jemanden, der die Muße findet mal mit der Kettensäge nachzuhelfen. Schon blöd mit den vielen Ästen. Warum gibt es keine astfreien Bäume. Wär doch soooo schön… Und siehe da… beschert uns Tini als abendliches Dessert genau das was wir uns mit Blasen an den Händen so herbeigesehnt haben: Einen astfreien Baum- Ok, es war ein kleines Exemplar, mühsam von einem Konditor gezaubert und mit Schoki überzogen, aber trotz genauester Untersuchungen war kein einziges noch so kleines Ästchen in dem feinen Baumkuchen zu finden, der uns den Abend versüßt hat. Der ging runter wie Butter. Wenn das mal bei Feuerholz auch so wäre…
Der Regen am Sonntag wurde dann noch für Aufräumaktionen genutzt. Klar war, dass wir am kommenden Wochenende nochmal hinauf müssen, denn für die kommenden Jahre muss dringend wieder etwas vorbereitet werden. Hüff wird sich mit einer Mannschaft aus dem Frankenwald einen Baum vornehmen und mit gewohnter Energie diverse Meterstücke produzieren.
In Zukunft könnte der Holzbedarf sinken. So zumindest meine Hoffnung seit ich die Küche um einen Gaskocher erweitert habe. So muss nicht wegen jedem Kaffee der Ofen angeheizt werden, was im Sommer ohnehin oft zu einer völlig unnötigen Hitze in der Hütte geführt hat.
Spannend war auch die angekündigte Begehung wegen Brandschutz. Ein zusätzlicher Notausgang ist anhand der kurzen Distanz zur Tür gar nicht nötig – und auch nicht machbar. Ein Rauchmelder wurde ebenso angebracht wie das geforderte Schild „Notausgang“, auch wenn das schon etwas skurril wirkt. Der beauftragte Architekt war jedenfalls sehr begeistert von unserem Stützpunkt im Wetterstein, dass er alles großzügig vermessen hat, um nach heutigen Vorschriften zum Brandschutz einen weiteren Betrieb der Hütte zu genehmigen – mit dem klaren Hinweis, dass er davon ausgeht, dass droben unterm Dach ja wohl niemand schlafen wird…
Text und Bilder: Martl Jung